In jeder Buchhandlung sprang mir das Cover dieses Buches entgegen. Echt aufdringlich und nervig. Daher beachtete ich das Lavendelzimmer lange Zeit nicht. Im letzten Sommer gab ich nach, denn in unserer kleinen Buchhandlung ist die Auswahl begrenzt. Bestellen kann ich alles, aber es gibt Tage, da möchte in eine Buchladen gehen und mit einer Eroberung wieder herauskommen. Manchmal sind es lediglich Kompromisse – wie das Lavendelzimmer.

Es geht um folgendes: Ein Mann, Besitzer eines schwimmenden Buchladens, betritt 20 Jahre lang ein Zimmer in seiner Wohnung nicht. In diesem Zimmer liegt ein Brief, dem ihm seine große Liebe mit Namen Manon damals hinterlassen hat, bevor sie ihn verließ. Jean Perdu, so der Name des Mannes, hat diesen Brief nie gelesen, sondern ihn im Zimmer eingeschlossen.

Schon diesen Aspekt konnte ich nicht nachvollziehen. War Perdu nicht neugierig, warum ihn eine große Liebe Hals über Kopf in der Nacht verlassen hat?

Eine andere Frau, siehe da, es gibt noch weitere `große Lieben` im Leben eines Menschen, ist der Anstoß, dass der Pariser Buchhändler den Brief liest und sich mit seiner schwimmenden Buchhandlung auf den Weg zu seiner Manon in die Provence macht, wohl wissend, dass sie nicht mehr am Leben ist.

Auf dieser Reise findet Jean Perdu zu sich selbst und kann seinen Kummer der letzten 20 Jahre verarbeiten.

Der Anfang hat mich mitgerissen. Mir gefiel Georges Stil, das Tempo in der Geschichte. Aber so wie die Flussfahrt für die Hauptperson und seinen Begleiter, eine junger, erfolgreicher Schriftsteller mit Schreibblockade, dahinplätschert, plätscherte auch die Story. Irgendwann war die Luft raus, die Landschaftsbeschreibungen nervig und das Ende vorhersehbar. Obwohl auf dem Weg von Paris in die Provence Perdu eine Reihe von Abenteuern erlebt, die mich zum Weiterlesen animierten, ist es kein Buch, dass ich ein zweites Mal lesen würde. Es bleibt ein Kompromiss.

Was mir wirklich gut gefallen hat, war die Idee mit der „literarischen Apotheke“. So heißt das Bücher-Schiff von Jean Perdu, in dem er Bücher als heilsame Medizin verkauft. Der Ansatz, Büchern eine heilende Wirkung zuzusprechen, fand ich sehr spannend.

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